Mercedes Diesel Nachrüstung: So sichern Sie sich die Kostenübernahme & Schadensersatz
- In ganz Europa wurden und werden Fahrverbote verhängt, die Diesel-Fahrzeuge aus vielen Innenstädten verbannen.
- Lediglich mit der neu zugelassenen Hardware-Nachrüstung für viele Daimler-Modelle können beide Nachteile umgangen werden.
- Wie genau die Diesel-Nachrüstung funktioniert und wer dafür zahlen muss, erfahren Sie hier.
Inhalt:
- Wie kam es zur Hardware-Nachrüstung für Mercedes-Diesel?
- Für welche Mercedes-Modelle wird die Nachrüstung angeboten?
- Wie funktioniert die Nachrüstung?
- Übernimmt Mercedes die Kosten für die Nachrüstung?
- Schützt das Software-Update auch vor Fahrverboten?
- Was sollten Besitzer eines Mercedes-Diesel jetzt tun?
Wie kam es zur Hardware-Nachrüstung für Mercedes-Diesel?
Nachdem sich sowohl die Politik als auch die Autohersteller lange Zeit gegen Hardware-Nachrüstungen gesträubt haben, erteilte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) im Sommer 2019 für einige Nachrüst-Systeme – darunter für Diesel-Fahrzeuge von Mercedes-Benz – die Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE). Nötig wurden Hardware-Nachrüstungen durch die Abgasmanipulationen deutscher Autokonzerne im Zuge des Dieselskandals und die mangelhaften Software-Updates, die ursprünglich als Lösung für den Schlamassel gedacht waren.
Nachdem immer mehr deutsche Städte Diesel-Fahrverbote verhängen und die Diesel-Autos zunehmend an Wert verlieren, musste sich etwas tun. Beide Probleme können nun durch Hardware-Nachrüstungen beseitigt werden.
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Für welche Mercedes-Modelle wird die Nachrüstung angeboten?
In ganz Deutschland gibt es lediglich einen Anbieter, der sich um die Nachrüstung der Mercedes-Modelle kümmert. Dabei handelt es sich um den Bamberger Technologie-Entwickler Dr Pley. Die Nachrüstungen sind bislang für einige Modelle der Mercedes C- und E-Klassen sowie des GLK mit der Abgasnorm Euro 5 erhältlich:
- C-Klasse, E-Klasse, GLK (2.2 CDI, OM 651-Motor)
- C-Klasse, E-Klasse, GLK (3.0 CDI, OM 642-Motor)
Wie funktioniert die Nachrüstung?
Nach eigenen Angaben werden im Zuge der Hardware-Nachrüstung ein Steuergerät, ein SCR Katalysator, ein Hydrolyse-Gerät, ein AdBlue-Tank und diverse Sensoren eingebaut. Die Emissionen werden dadurch so weit reduziert, dass der vorgegebene Stickoxid-Grenzwert von 270 mg pro Kilometer eingehalten wird.
Die Nachrüstung an sich dauert nur wenige Stunden. Nach dem Einbau wird Ihnen die Nachrüstung in die Zulassungsbescheinigung Teil 1 eingetragen – eine neue Plakette ist nicht notwendig. Bei einer Polizeikontrolle in einem Gebiet mit Diesel-Fahrverbot können Sie so nachweisen, dass Ihr Auto sauber genug ist, um dort zu fahren.
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Übernimmt Mercedes die Kosten für die Nachrüstung?
Die Kosten für eine Nachrüstung belaufen sich auf bis zu 3.600 Euro. Eine Summe, die man als ohnehin schon Geschädigter nicht gerne zahlen möchte. Daimler hat sich grundsätzlich dafür bereit erklärt, Betroffene finanziell zu unterstützen. Die Unterstützung ist jedoch an genaue Bedingungen geknüpft. Können diese Bedingungen nicht erfüllt werden, wird Mercedes voraussichtlich keinen Cent zahlen. Einer der Bedingungen ist, dass Sie als Diesel-Fahrer in sogenannten „Schwerpunktregionen“ wohnen müssen. Dazu zählen beispielsweise folgende Städte und die damit verbundenen angrenzenden Landkreise:
Backnang, Bochum, Darmstadt, Düren, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg, Heilbronn, Kiel, Köln, Limburg an der Lahn, Ludwigsburg, München, Reutlingen, Stuttgart
Das bedeutet im Umkehrschluss: Sollten Sie beispielsweise in Hannover oder Berlin leben, müssen Sie die Kosten für die Nachrüstung selber tragen. Können Sie hingegen alle Voraussetzungen für eine Kostenübernahme erfüllen, müssen Sie trotzdem einen entscheidenden Nachteil hinnehmen. Denn wenn Sie sich für die Kostenerstattung entscheiden, verzichten Sie auf Ihren Anspruch auf Schadensersatz – so steht es im Kleingedruckten.
Schützt das Software-Update auch vor Fahrverboten?
Für zahlreiche Mercedes-Modelle, die vom Abgasskandal betroffen sind, bietet Daimler im Rahmen einer „freiwilligen Service Maßnahme“ ein sogenanntes Software-Update an. Das Software-Update soll mit dem Ziel verbunden sein, die schädlichen Emissionen zu verringern, damit die Betriebserlaubnis des Fahrzeuges erhalten bleibt.
Jedoch gibt es hier gleich zwei Probleme: Nach Auskunft von Herrn Dr. Pley werden die Abgaswerte Ihres Fahrzeuges nicht in der Art verbessert, dass die Fahrzeuge von den Fahrverboten ausgenommen werden. Außerdem mussten wir in der Vergangenheit die Erfahrung machen, dass unsere Mandanten nach dem Software-Update teilweise erhebliche Probleme an ihren Fahrzeugen feststellen mussten. Die Probleme reichen von Mehrverbrauch, über die Versottung des Motors bis hin zum kompletten Stillstand des Fahrzeuges.
Was sollten Besitzer eines Mercedes-Diesel jetzt tun?
Das Angebot von Mercedes, einen Teil der Kosten für die Hardware-Nachrüstung zu übernehmen, scheint auf den ersten Blick großzügig zu sein. Bei genauerer Betrachtung wird aber klar, dass die Nachrüstung ohne die Manipulationen und den Betrug rund um den Abgasskandal gar nicht nötig wären. Dass der Konzern die Erfüllung von Voraussetzungen für eine Kostenübernahme verlangt, ist deshalb für sich genommen schon eine Frechheit. Dass Mercedes den Geschädigten auch noch ihre Ansprüche auf Schadensersatz mit 3.000 Euro Zuzahlung abkaufen möchte, ist mindestens unverschämt. Denn wenn Sie vom Abgasskandal betroffen sind und Ihr Auto behalten möchten, können Sie eine Schadensersatzsumme in Höhe von 20 % des Kaufpreises erwarten.
Beitrag geprüft von
Rechtsanwalt Philipp Caba**
Philipp Caba ist ein erfahrener Rechtsanwalt mit Schwerpunkt auf Zivil-, Bank- und Versicherungsrecht. Er studierte in Deutschland und Schweden und ist Geschäftsführer der Gansel Rechtsanwälte Rechtsanwaltsgesellschaft mbH.
* Angestellte Anwälte, ** Geschäftsführer, *** Freischaffende Rechtsanwälte